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21.03.2017

©Djamal Djumabaeva


 Foto: Egor Kowaltschuk
   D J O M A   

 Djoma
    Brücken zwischen den Völkern  Irma Klein / Germany

        Djoma wurde 1966 in Bishkek ( Kirgisien ) geboren. An der Kunstschule ihrer Heimatstadt studierte sie von 1980-1984. In St. Petersburg, wo sie heute lebt und arbeitet, studierte sie von 1985-1991 an der Akademie der Künste, die sie mit dem Diplom abschloss. Ihre künstlerische Laufbahn begann sie als Buchillustratorin, wobei sie damit die Arbeit ihres verstorbenen Vaters fortführte, der ein bekannter Buchillustrator, Graphiker und Maler war. In dieser frühen Schaffensperiode waren Aquarell, Gouache und Tempera bevorzugte Techniken, mit denen sie vorwiegend kirgisische Märchen mit viel Phantasie illustrierte. Fein und voll exotischer Poesie gestaltete sie ihre Figuren. Einige ihrer Aquarelle im Stil des Spätimpressionismus geben Beispiele vom magischen Zauber sibirischer Landschaften. Auch ihre Ölbilder, besonders die frühen, sind in hohem Maße von den Märchen und Mythen ihrer kirgisischen Heimat beeinflusst. In der weiteren Schaffensphase werden ihre Arbeiten deutlich von ihrem kirgisischen Lebensgefühl und dem davon geprägten Realitätsbezug getragen. Sie drücken eine tiefe Naturverbundenheit aus. So beschäftigen die Themen des Landlebens –Felder, Bäume, Weiden, Vieh, Karren und Feldarbeit – die Phantasie der Künstlerin, die die Darstellung des Geschauten, Menschen, Tiere, und Natur, mit ihrer starken Empfindung bereichert. Gesehenes und Erlebtes, Erträumtes und Erdichtetes vereinen sich zur poetischen Einheit. Die Bildszenen in Werken wie „Sonnentag“, „Herbst“, „Fischer“ u.a. zeigen die Bereitschaft der Künstlerin, sich dem Zauber der Stimmung hinzugeben, während sie ihre Erinnerungen aus der Kindheit, ihre Sehnsüchte und Empfindungen mitteilt. Sie lassen die dörfliche Wärme und Geborgenheit spüren, die Landschaften strahlen kindliche Frische und Charme aus. Djomas Bilder machen sichtbar, dass das Alltägliche von kostbarer Seltenheit, zum Besonderen erhöht erscheint und dass das Banale, Einfache, scheinbar Unwichtige voll magischer Bild-Kraft, somit als kunstwürdig zu betrachten ist. In den einfachsten alltäglichsten Handlungen im Leben sucht Djoma nach Spuren, Elementen, Bildern, Bruchstücken, die Teil einer uns verloren gegangenen Welt sind, die aber jeder von uns in sich trägt. In ihren Bildern ist der Mensch mit sich, der Natur und seinen sozialen Einbindungen noch eins. Und Djoma kann darüber in einen sinnlich verzückten Tanz geraten, der aber einem Tanz der Freude am Leben gleicht, an dem was ist. Fröhlichkeit, Spontaneität, Vitalität, Kraft, Dynamik und versteckte Erotik sprühen in ihren Bildern, die unverstellt direkt sind und vielfach keine Maßstäbe kennen. So entfernt sich die Künstlerin von tatsächlichen, objektiven Größenverhältnissen der Dinge, verzichtet auf Hierarchie in einer a-perspektivischen Bildanlage. Die dargestellten Bildgegenstände nehmen innerhalb der Komposition keinen gewerteten Platz mehr ein. Alle Bildelemente sind gleich wichtig und unwichtig. Ob nun Tiere unter sich bleiben oder ob ein Menschenwesen sich aufs engste zu ihnen gesellt – ihre Stellung im Linneschen System ist nicht immer auszumachen. Diese egalitäre Behandlung der Bildelemente stülpt Ordnungen um, stellt sie auf den Kopf. Figuren, Gegenstände und Landschaft können in widersprüchlichen Größenordnungen zu einander und gleichzeitig schräg oder über Kopf nebeneinander stehen. Diese a-perspektivische Bildanlage ist eine Form der Darstellung, die auch Kinderzeichnungen zu eigen ist. Die somit primitiv anmutenden Bildgestaltungen, die vereinfachende, kindlich-naiv erscheinende Fixierung der Welt des Sichtbaren, die scheinbare Unbeholfenheit der Figuren und Gegenstände veranlasst manchen Betrachter von Kinderzeichnungen zu sprechen. Auch wenn die Denkweise der Künstlerin als einfältig erscheint, so ist sie doch scharfsinnig. Djoma, die nach einer Kunst strebt, die direkt mit unserem täglichen Leben verbunden ist und aus ihm hervorgeht, die die unmittelbare Ausstrahlung unserer wahren Empfindungen ist, erkennt den Zusammenhang aller Dinge und vor allem zwischen den Menschen und der übrigen Welt. Sie ist die, welche die Tiere noch reden hört. Den Sinn und die Schönheit dieser gelebten Weltsicht spiegelt sie mit Verschmitztheit und ironisierendem Witz. Die Heiterkeit ausstrahlenden Lebewesen in ihren Kompositionen werden manchmal zu lustigen Parodien ihrer selbst. Es macht Djoma Spaß, aus den Tieren, den Elementen der Landschaft, eine Art groteskes Theater, eine Art Zirkusclownerie zu machen. Durch dieses Mittel der Irrealität gibt sie den wiedergegebenen Dingen eine ungleich lebendigere Wirklichkeit. Aber nicht nur die Form spricht ihre eigene, von den Dingen losgelöste einfache und kindliche Sprache, auch die Farbe macht sich selbständig, ohne Rücksicht auf die „Richtigkeit“, aus sich selbst heraus leuchtend, durch Kontrast große Spannung erzeugend, und in ihrer sinnlichen Kraft vom Temperament, von der Lebensenergie, der Emotion der Künstlerin erfüllt. Und diese führt Linienform und Farbigkeit zu rhythmischer Einheit. Die ( manchmal grotesken ) Lebewesen, deren jeder realistischen Abbildung zuwiderlaufende Konturierung durch die vitale Farbigkeit noch eine Steigerung erfährt, sind in landschaftliche „Umgebungen“ platziert, deren intensives Kolorit eine eigene Wirkung entfaltet. Vor allem in den Stillleben, ihr jetziges bevorzugtes Bildthema, ist die Farbe Element bildnerischen Gestaltens. Zudem zeigt die Künstlerin in diesen Kompositionen aus Bildzeichen und Farben einen Schritt in die Abstraktion. Zu beachten ist auch, dass in ihren späteren Werken die Bildgegenstände nicht in schwarzer Liniengraphik vom Bildgrund abgehoben sind, sondern die Figuration ist aus dem Bildgrund durch Einritzen, Einkratzen, Auffurchen erst freigelegt. Djoma lässt die einander überlagernden Farbschichten visuell durchdringen. Dadurch wird nicht nur der Unterschied zwischen Figur und Bildgrund aufgehoben – sie steht nicht mehr vor oder auf ihm, sondern in ihm. Dies kann als eine assoziative Form des Denkens gesehen werden, das die Verflechtungen zwischen jetzt Gesehenem und der Erinnerungen verfolgt. Die Arbeiten Djomas, die eine leise Ironie, Mystik und eine spielerisch-rhythmische Zeichensprache ausstrahlen, bringen das Ringen der jungen Künstlerin um Balance der Kräfte zwischen Tradition und Avantgarde zum Ausdruck. Sie machen deutlich, wie viel Dynamik aus der Kombination von solidem handwerklichen Können einerseits und lebendiger Auseinandersetzung mit Tradition und Gegenwart andererseits erwachsen kann. Ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen, offen für Unbekanntes, von Neugier getrieben, hat Djoma durch ihre Reisen und Ausstellungen im westlichen Ausland, in Italien, Spanien, Dänemark, Deutschland und vor allem auch in Luxemburg, ihre künstlerische Perspektive erweitert. So hat sie im internationalen Miteinander der Kunstwelt ihre zwar in Kirgisien wurzelnde, aber im Westen bereicherte, höchst individuelle Bildsprache, ihren eigenen unverwechselbaren Stil, entwickelt.




    Djoma Djumabaeva - Woman   Author: donneperarte / Italy



        L'universo di Djoma, tale anche per la sconfinata produzione, è di un candore rappresentativo inusitato perché riesce a fondere stili e rimembranze in una stesura del colore a strati cronologicamente sovrapposti in modo da evocare la successione delle ere in una dimensione attuale della forma. Le concrezioni cromatiche risollevano l'astrattismo dal suo languore endemico donandogli la certezza del passato da cui ha preso le mosse, come se fosse sempre esistito ma solo se accostato alla genesi attuale, contingente della forma.

        In Woman questa fusione si evidenzia grazie al tema dell'archetipo femminile elevato a chiave di lettura della composizione cromatica del cosmo inteso come evoluzione, scala di memoria non come rifiuto ma presa d'atto, confluenza, amalgama di eventi e loro immancabile deduzione. L'architettura riconoscibile del pensiero si alterna a ideogrammi, graffiti, evocazioni del segno avvolte nella magia della loro semantica nativa, parasemiologia, fino ad arrivare all'ingresso in campo delle grandi stesure informi, spatolate del tempo, pigli improvvisi che oltre a contenere idee e richiami comunque, tracciano il confine fra la memoria e la sua acquisizione, componendo l'astratto e l'informale nella loro naturale logica di piacere visivo, tripudio del pensiero libero e non della sua negazione.

        Ne risulta, dalla sua serie Woman, un tracciato ideologico di specie perché confrontato con l'esclusione storica della donna dall'Arte come dalla sua interpretazione, rigenerato potentemente nell'eredità dei simboli dai quali parimenti era stata derubricata. Si tratta quindi di colore vivo e forma futura e ciò è evidente dal chiarore, dalla luminosità, dallo splendore che accompagna tutte le composizioni di Djoma.
        Ugualmente per le espressioni non tematiche, libere ma puntualmente riflessive che ci fanno scoprire ad ogni passo la pergamena della storia nella sua accezione femminile, ovvero mistica di meraviglia e scoperta di un mondo troppo spesso vittima della deriva gratuita dell'autolesione, ma essenziale rivisitazione del momento presente non come summa di tratti opinabili, più o meno trascorsi, ma infiorescenza di ciò che accade ora anche a nome di ciò che sembra accaduto. Cambiare il modo di vedere le cose cambia il corso delle cose.


         FemminArt Review   Februar / 2016






    Djoma Djumabaeva stellt in der Wiesbadener Gallery 21 aus / Germany



        „It’s All About Life“
        heißt die Ausstellung der in St. Petersburg lebenden Künstlerin Djoma Djumabaeva (*1966), die vom 17. April bis 26. Juni 2016 in der Wiesbadener Gallery 21 präsentiert wird.
        Von 1985 bis 1991 studierte sie dort an der Russischen Kunstakademie und stellte seitdem ihre Werke in zahlreichen Galerien im In- und Ausland aus.
        Zeitlose Themen wie Natur, Mensch, seine Gefühle und viele kleine schöne Momente im Alltag, welche die Komplexität des Lebens ausmachen, wählt die Künstlerin in dieser
        Ausstellung. Djomas Bilder spiegeln ihre Gedanken und Empfindungen zu diesem Thema wider und demonstrieren, dass sich das Leben auf einem breiten Spektrum unzähliger
        Möglichkeiten abspielt. In ihren Kunstwerken verbindet sie figurative und abstrakte Elemente miteinander, so dass ein Dialog zwischen figurativer und abstrakter Malerei entsteht,
        der den Betrachter zum Staunen und Nachdenken einlädt.

        17. 04. 2016





      VERSCHIEDENE KUNSTSTILE BEGEGNEN SICH  Heldrun  Wirth / Germany

          Galerie Prutscher stellt 50 Gemälde des russischen Künstlerpaares Djoma und Michail Kudinov aus


          BAD HONNEF. Ob Gläser, Früchte oder Figuren, sie alle spielen in den Bildern zweier russischer Künstler bei einer Ausstellung in Hohenhonnef eine tragende Rolle. Besucher können in der Galerie Prutscher 50 Gemälde des Künstlerpaares Dzhamal Dzhumabaeva (Djoma) und Michail Kudinov erleben.

          Beide haben durch die Jahrzehnte ihren eigenen Stil entwickelt, sie vielleicht etwas westlich "moderner" in Stillleben und farbstarken Stimmungsbildern und er etwas märchenhafter verträumt mit russischer Freude an Mythen und Geschichten.

          Die Gegenstände bleiben erkennbar auf den Bildern von Djoma. Zunächst werden Farben wie Blau und helles Grau oder auch leuchtendes Rot und Schwarz dickflüssig mit dem Spachtel aufgetragen. Dann erfolgt die grafische Gestaltung in Form von Gläsern, Früchten und Blüten durch dünne Konturlinien oder durch Einkratzen in den weichen Malgrund. Aus vielen übereinander geschobenen Blattspitzen formiert sich so die "blaue Artischocke".

          Michail Kudinov reibt Ölfarben wie Rose, Braun und Schwarz dagegen weich und ineinander übergehend in Holzplatten ein: sodass ein feinfarbiger Malgrund an alte Fresken erinnert. Fantastische, bisweilen ins Mythologische gehende Figuren treten - ebenfalls durch grafische Linien bestimmt - leise aus dem bunten Grund hervor. Lustig und skurril ist der Hund mit einem grimmig blickenden Luftballon.

          Humor und Augenzwinkern - das kommt Paul Klee ganz nahe - sind mit enthalten. Die poetischen Figuren verwandeln sich unvermerkt zu Ornamenten, ihr Formenreichtum ist von großem Reiz.

          2007






          DJOMA & MICHAIL KUDINOW  Ausstellung in KulTurm Rheinbach   Michael Klein / Germany

            Sehr geehrte Damen und Herren,

            In bin gebeten worden zur Eröffnung der Ausstellung mit Werken von Dzhamal Dzhumabaeva, die sich - wie Sie den Signaturen ihrer Bilder leicht entnehmen können - "Djoma" nennt, und Michail Kudinow eine Einführungsrede zu halten. Warum ich, obwohl ich doch beileibe kein Kunsthistoriker bin und also - dies gleich vorweg - keine kunsthistorisch fundierte Rede halten kann? Vielleicht haben die Veranstalter gedacht, es könne mir als - ich darf sagen - "Fan" und Freund der beiden Künstler gelingen, ein Stück der Begeisterung, die meine Frau und mich nun schon seit annähernd zehn Jahren bewegt, die beiden Künstler zu unterstützen, herüberzubringen. Ich will es versuchen, ohne ihre Geduld allzu lange in Anspruch zu nehmen.

            Zunächst zu Djoma:

            Djoma wurde 1966 in Bishkek (Kirgisien) geboren. An der Kunstschule im Frunse studierte sie von 1980-1984. In St. Petersburg, wo sie heute lebt und arbeitet, setzte sie von 1985-1991 an der Akademie der Künste ihr Studium fort, das sie mit dem Diplom abschloss. Ihre künstlerische Laufbahn begann sie als Buchillustratorin, wobei sie damit die Arbeit ihres verstorbenen Vaters fortführte, der ein bekannter Buchillustrator, Graphiker und Maler war.

            Um Djomas Bilder zu verstehen, sind drei Dinge wesentlich:

              1. die kirgisische Herkunft, die nach wie vor ihre Spuren in den Bildern hinterlässt, obwohl ich sie - zumindest heute - nicht als typisch asiatisch einstufen würde;
              2. die für russische Kunstakademien typische, sehr gründliche Ausbildung in St. Petersburg und das Leben in einer Stadt wie St.Petersburg mit ihren vielfachen Anregungen und
              3. der Kontakt mit dem Westen, aber nicht in dem Sinne, dass sie keine Chance gehabt hätte, in St.Petersburg westliche Kunst kennen zu lernen, sondern derart, dass sie in Kontakt mit anderer Lebensart und vor allem mit anderen Menschen kommt. Sie beobachtet sehr genau, zeigt großes Interesse den Personen gegenüber, die sie kennen lernt, und saugt neue Eindrücke begierig in sich auf.

              Ich will diese Behauptung an Beispielen deutlich machen:

              Die Braut, die sich nicht traut: Auf Bild Nr. 6 "Herbst", aus der Serie von Bildern, die aus der Ferne an die wilden Striche eines Kindes erinnern, bewusst unbeholfen, aber gerade deshalb ausdrucksstark, entdeckt man bei näherer Betrachtung mehrere Figuren. In der Mitte befindet sich eine durch rote Farbe umrissene Figur. Die Frage nach der Geschichte zu diesem Bild beantwortet die Künstlerin so: die durch rote Farbe hervorgehobene Figur ist eine Braut in rotem Hochzeitsgewand, die lange gezögert hat, bevor sie sich schließlich doch zur Heirat entschlossen hat, das Ganze geht zurück auf ein kirgisisches Märchen. Die "japanischen" Bilder Nr. 15 - 16): zwei relativ neue in der Ausstellung gezeigte Bilder sind auf Japan bezogen. Die Frage nach dem Grund dafür, dass sie japanische Elemente in ihre Malerei aufnehme, erklärt Djoma damit, dass sie ein in einem Film ostasiatischer Herkunft auf einem Kimono entdecktes Ornament in den Farben rot und blau dazu angeregt habe, diese Bilder zu malen und mit den Farben rot und blau zu arbeiten - wobei Djoma es schafft, das Zusammenspiel dieser beiden kräftigen, dominanten Farben so zu gestalten, deren Buntheit so zu bändigen, dass diese nicht störend wirkt. Es seien, sagt Djoma, eben durchaus auch kleine von Anderen vielleicht gar nicht wahrgenommene Dinge, die sie zu neuen Werken anregen könnten. Übrigens, das Medium "Film" das insofern manchmal einen Einfluss auf ihre Bildthemen hat, nutzt Djoma auch dazu Fremdsprachen zu erlernen. Die "antikisierte" Serie (Nr. 62 - 64): Die Farben, die auf diesen Bildern den Hintergrund bilden, haben sich beruhigt. Das grelle Gelb früherer Bilder ist abgemildert. Spuren von schwarz lassen den Gedanken an Gestein aufkommen. Die Farbstrukturen zeigen die Veränderung der Materie, den Kreislauf von Werden und Vergehen. Einerseits ist die Materie als elementarer Stoff der Natur dargestellt, aus dem die Gestalten wachsen, anderseits zeigt Djoma die Materie als Relikt gewesenen Lebens. Die Natur, wo alles Lebendige, sei es als Erwartung, sei es als Erinnerung aufgespeichert ist, wird bei Djoma zur mythischen Landschaft, in der eine afrikanische Figur - übrigens Fruchtbarkeit symbolisierend - sich im Gespräch mit Blumen befindet, die Gesichter haben. Auch in den stärker farbigen Bildern, deren Komposition strenger gehalten ist, wie zum Beispiel die künstliche Blume aus aufgeschichteten Artischockenblättern zeigt (Nr. 5), ist die Intensität von Djomas Ausdruck zu spüren; sie werden von ihrer Leuchtkraft und Kontrastwirkung, einem durch Gegensätze entstandenen Spannungsfeld, bestimmt. Einerseits spürt man die Kraft der grellen, intensiven Farben, andererseits die beruhigende Wirkung der zurückhaltenden, blasseren Farben. Die Bilder zeigen Djoma als eine sehr emotionale Künstlerin, dass sie auch ein emotionaler Mensch ist, soll eine kleine Geschichte zeigen: Sie bewundert und schätzt die afrikanischen Masken und Statuen, die meine Frau und ich gesammelt haben, und sie reagiert darauf. Sie bat uns nämlich eine kleine Fetischfigur aus dem Zimmer zu entfernen, in dem sie schlafen sollte, sah also sehr viel deutlicher als ich, nicht nur die ausdruckstarke Figur, sondern den in dieser kleinen Figur steckenden Geist. Djoma selbst beschreibt ihre Art der Malerei als "abstrakt-figurativ". Sie malt einen abstrakten Hintergrund, in den sie dann figurative Elemente einbaut. Aus diesen Elementen ergibt sich die Geschichte, die Sie in praktisch jedem Bild der Künstlerin finden werden. Sie können die Bilder lange betrachten, Sie werden immer wieder neue Dinge entdecken. Für Djoma ist Malen nicht nur Umgang mit der Farbe, sondern auch mit der Realität. Es ist ihr Weg, das Leben, das sie umgibt und an dem sie teilhat, künstlerisch zu fassen, Erlebnis- und Erfahrungsinhalte mitzuteilen. Ihre Arbeit ist die Frucht persönlicher und gesellschaftlicher Spannungen.

              Wenden wir uns Djomas Partner Michail Kudinow zu:

              Schon der erste Blick zeigt, seine Bilder sind anders. Obwohl: eine gewisse gegenseitige Beeinflussung gibt es, wenn man genau hinsieht, doch.
              Misha, wie ihn seine Freunde nennen, wurde 1961 in der Ukraine und zwar in Lugansk geboren. Er studierte 1977-1981 an der Kunstschule seiner Heimatstadt und anschließend von 1986-1992 an der Kunstakademie in St.Petersburg. Auch er hat sein Studium mit einem Diplom abgeschlossen.
              Während Djoma spontan, vergleichsweise schnell und ausdauernd malt, arbeitet Misha an einzelnen Werken sehr lange, wobei er eine sehr umfangreiche Sammlung teils recht kleiner, manchmal präzise ausgearbeiteter, manchmal aber auch nur kurz festgehaltener Skizzen zugrundelegt. Es ist für ihn typisch, dass er mich vor Jahren, als wir ihm drei Grafiken abkauften, bat, die Grafiken zu scannen und quasi als Kopie zurückzugeben. Er konnte sich nur schwer von seinen "Kindern" trennen und befürchtete, die in ihnen verkörperte Idee könne für ihn verloren sein. Um Missverständnissen vorzubeugen: eine Eins-zu-eins-Wiederholung ist ausgeschlossen, nicht aber zum Beispiel die Übersetzung der Grafik in ein viel größeres Öl- oder Acrylbild, das die Grafik nicht sklavisch wiederholt, aber deren Idee aufnimmt.
              Mishas Figuren, seine sympathischen Hausuntiere, seine Vögel, seine menschlichen Wesen, sind, wie er sagt, alle Teilnehmer einer verführerischen, geheimnisvollen Maskerade. Sie schaffen eine eigene theaterähnliche, rätselhafte Welt, wo Leichtigkeit und verborgene Tiefsinnigkeit seltsam und sehr schön vereinigt werden. Diese Wirkung wird meist durch die raffinierte, beinahe juwelierartige Bearbeitung der Leinwand erreicht. Misha selbst bezeichnet seinen Stil als "ein bisschen phantastisch, ein bisschen komisch, ein bisschen fremdartig".
              Plastisch wird das an einem Bild wie Nr. 49 "Samurai": da sehen wir keinen furchterregenden das Schwert schwingenden japanischen Ritter, sondern eine vergnügt voranschreitende Gestalt, die ein mit für Misha typischen kleinformatigen Zierelementen versehenes Gewand trägt.
              Typisch auch das Bild Nr. 55 "Hund mit Ballon". Der Hund gleicht mehr einem Fabelwesen als einem wirklichen Vertreter dieser Tierart. Er zeigt viele für Misha typische dekorative Stillelemente. Über ihm und mit ihm durch eine braune Linie verbunden der Ballon. Ist es ein Ballon, mit dem er spielt oder ist es der Mond, zu dem er hinaufsieht oder den er vielleicht mit heraushängender Zunge anbellt? Das kann jeder für sich entscheiden oder auch nicht.
              Ich will sie auf den sich farblich deutlich abhebenden Hintergrund dieses Bildes aufmerksam machen. Bei einem anderen Bild mit einem ähnlich gestalteten Hintergrund sind meine Frau und ich in einem Rahmengeschäft gefragt worden, ob der Künstler der Farbe Sand zusetze, um den körnig und irgendwie trocken wirkenden Effekt zu erzielen. Misha hat dazu erklärt, dass er dies nicht tut, sondern mit einem aufwändigeren Gemisch aus nasser und trockener Farbe arbeite, um die Strukturen und die Farbschattierungen zu erzeugen. Er interessiere sich für sehr alte Wandmalereien und es sei ihm darum gegangen, einen vergleichbaren Effekt zu erzielen. Durch diese Technik der Farbgestaltung wird der spielerische Moment der Bildszene quasi eingefroren und erhält eine Art zeitlosen nicht real existierenden, lebendig - starren Ausdruck.
              Mishas zeichnerischer Stil ist besonders in den beiden großen Werken Nr. 52 und Nr. 28 zu erkennen, wo das Auge den Linien folgt, die die Grenzen der abgebildeten Figuren und Objekte bilden. Der farbige Hintergrund, der diese figurativen Elemente durchdringt, bringt durch seine Farbnuancen und Helligkeitsabstufungen Bewegung ins Bild, die sich im schwebenden - hergerufen durch die trennende Wirkung der klaren Linien - und damit zeitlosen Zustand der Darstellung fortsetzt. Für das Gesamtbild ist also offenbar, dass hier Licht und Farbe, also das Körperlose ebensoviel bedeutet wie die Form, also das Körperlich-Gegenständliche.

              Ich will auf zwei Dinge hinweisen:

              a. In der Ausstellung haben Sie nicht nur die Gelegenheit Djoma's und Misha's Malerei kennen zu lernen. Für beide Künstler sind auch Graphik und Zeichnung wichtige Ausdrucksmittel, deshalb liegen auch Mappen aus, die Ihnen einen Einblick in das Schaffen beider Künstler jenseits des Malens auf Leinwand vermitteln. Sie haben auch hier die Möglichkeit, die in der kleinen Form mitunter noch deutlicher werdende fast akribische Arbeitsweise Misha's mit der zupackenderen, deshalb aber nicht weniger ausdrucksstarken Hergehensweise Djoma's vergleichen.
              b. Beinahe in noch druckfrischem Zustand präsentieren Djoma als Illustratorin und die heute leider nicht anwesende Slawistin Henrike Schmidt als Übersetzerin ein Buch mit Gedichten von Nina Chabias, einer russischen Autorin, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aktiv war. Der durch Futurismus und Imaginismus geprägten Sprache der Chabias stellt Djoma Grafiken entgegen, die sich - der Entstehungszeit der Verse gemäß - an den Kubismus anlehnen, freilich einem Kubismus, der sich mit ihrem eigenen Stil mischt. Entsprechend der Vorgehensweise der Dichterin, die das Körperliche mit dem Geistigen untrennbar verbindet, arbeitet auch Djoma in den Bildern: sie mischt Direktes mit nur Angedeutetem.

              Lassen Sie mich zum Ende kommen. Es heißt u.a. im Zusammenhang mit der Neuen Leipziger Schule, dass Malerei wieder en vogue sei im Sinne einer Rückbesinnung auf die technischen und inhaltlichen Herausforderungen dieses Mediums. Beide Künstler gehen ihren jeweils eigenen Weg, den zu unterstützen es sich aus unserer Sicht lohnt. Es ist heute sehr schwierig, sich angesichts eines Überangebots an zeitgenössischer Kunst für ein Kunstwerk zu entscheiden. Ich kann nur dazu raten, dem eigenen Gespür zu folgen, den eigenen Augen und dem eigenen Geschmack zu trauen, statt modischen Trends zu folgen, denn was heute "in" ist, ist morgen wieder "out". Außerdem degradiert man dadurch Kunst letztlich zur Handelsware. Vielleicht entdecken Sie beim Betrachten der Bilder den emotionalen und ästhetischen Wert des einen oder anderen Werkes von Djoma und Misha und lassen sich von deren künstlerischer Qualität überzeugen. Es würde mich freuen.

              7.  Dezember  2007






           AUSSTELLUNGEN  Malerei aus St. Petersburg   Gudrun von Schoenebeck / Germany

              GALERIE PRUTSCHER. Wenn ein Künstlerpaar, das seit 20.Jaren zusammen lebt und arbeitet, gemeinsam ausstellt, sind Vergleiche unumgänglich. Spannend wird es, wenn beide Künstler mit ähnlichen Mitteln zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Dies ist zur Zeit in der Bad Honnefer Galerie Prutscher zu sehen, die Werke von Dzhamal Dzhumabaeva, die mit Djoma signiert, und Michail Kudinov zeigt. Es ist bereits die dritte Ausstellung mit zeitgenössischer Malerei aus St. Petersburg, die Galeristin Sabine Prutscher präsentiert.

              Ein originelles Zusammenspiel vom selbstständig agierenden Malhintergrund mit vordergründigen grafischen. Elementen charakterisiert die Malerei von Michail Kudinov und Djoma. Maltechnisch scheinen beide äußerst versiert, eine Gemeinsamkeit, die sie mit anderen Absolventen der St.Petersburger Kunstakademie teilen. Die 40-jahrige Djoma spachtelt den Bildgrund mit breiten, glatten Verstreichungen und intensiven Farben. Davor tummelt sich alles, was für die Malerin formal oder inhaltlich von Bedeutung ist: simple Alltagsgegenstände, ornamentale Formen der Natur oder Fabelwesen aus Djomas kirgisischer Heimat. Spielerisch und spontan werden Linien und Farben gesetzt, als künstlerischer Ausdruck des persönlichen Temperaments.

              Strenger gebt es bei Michail Kudinov zu. Unzählige Skizzen sind notwendig, bevor die Komposition den 41-jahrigen Ukrainer zufrieden stellt. Auf einem Bildgrund, der durch eine raffinierte Behandlung an alte Wandmalereien erinnert, zeichnet Kudinov eine rätselhafte Welt. Die Motive, etwa eine Sphinx, ein Samurai oder ein Liebespaar, stehen an der Schwelle zwischen abbildender Figur und reinem Ornament.

              2007






          Humor und Augenzwinkern   Heldrun  Wirth / Germany

            Russische Künstler stellen in der Honnefer Galerie Prutscher aus


            BAD HONNEF. Auf der Petersburger Akademie haben beide ihre Ausbildung in Sachen Kunst absolviert und in St.Petersburg leben sie auch heute, die 1966 in Kirgisien geborene Dzhamal Dzhumabaeva (Djoma) und der fünf Jahre ältere Michail Kudinov.

            In der Galerie Prutscher in Bad Honnef sind 50 Bilder von diesen russischen Künstlern ausgestellt. Man sieht, beide haben durch die Jahrzehnte ihren eigenen Stil entwickelt, sie vielleicht etwas westlich "moderner" in Stillleben und farbstarken Stimmungsbildern und er etwas märchenhafter verträumt mit russischer Freude an Mythen und Geschichten.

            Die Gegenstande bleiben erkennbar auf den Bildern von Djoma. Zunächst werden Farben wie Blau und helles Grau oder auch leuchtendes Rot und Schwarz dick und pastos mit dem Spachtel aufgetragen. Dann erfolgt die grafische Gestaltung in Form von Gläsern, Früchten und Blüten durch dünne Konturlinien oder durch Einkratzen in den weichen Malgrund. Aus vielen übereinander geschobenen Blattspitzen formiert sich die "blaue Artischocke".

            Michail Kudinov reibt die Ölfarben wie Rose, Braun und Schwarz dagegen weich und ineinander übergehend in Holzplatten ein so dass ein feinfarbiger Malgrund an alte Fresken erinnert. Er arbeitet akribisch und kann hundert Skizzen anfertigen, bis er mit der Komposition zufrieden ist.

            Phantastische bisweilen ins Mythologische gehende Figuren treten - ebenfalls durch grafische Linien - leise aus dem bunten Grund hervor. Fast nur aus einer einzigen, sich vielfach überschneidenden Linie besteht der "kleine Engel" und erinnert in der zarten Linien Führung auf dem durchscheinenden Grund an die Engel von Paul Klee. Lustig und skurril ist der Hund mit einem grimmig blickenden Luftballon. Humor und Augenzwinkern - auch das kommt Paul Klee ganz nahe - sind mit enthalten. Die poetischen Figuren verwandeln sich unvermerkt zu Ornamenten.

            2007 






          Zwischenlandung  Henrike Schmidt / Germany

              Vor einem außerordentlich schönen Bilde von Cezanne kam mir der Einfall, wie die Rede von "Einfühlung" sprachlich schon falsch ist. Mir schien, soweit man ein Gemälde erfasst, dringt man durchaus nicht in seinen Raum ein, vielmehr stößt dieser Raum, zunächst an ganz bestimmten, unterschiednen Stellen, vor. Er öffnet sich uns in Winkeln und Ecken, in denen wir sehr wichtige Erfahrungen der Vergangenheit glauben lokalisieren zu können.

                    Walter Benjamin, Moskauer Tagebuch, 1926-1927


            Misha und Djoma haben mich gebeten, zu ihrer "Zwischenlandung" - zu zweimal zwanzig Jahren Arbeit mit Kunst - einen Text über ihre Bilder zu schreiben. Da ich keine Kunstwissenschaftlerin bin, kann ich keine akademische Lesart ihrer Kunst liefern, sondern nur einen persönlichen Blick auf ihre Bilder werfen, der vielleicht den ein oder anderen interessanten Aspekt auch für Andere beinhaltet.

            Warum habe ich das Zitat des Schriftstellers und Kulturwissenschaftlers Walter Benjamin als einleitendes Motto gewählt? Weil mich sein "Einfall" interessiert, dass "Einfühlung" weniger ein Hereintreten in das Bild ist, weniger ein emotionaler Vorgang, als eine genaue Beobachtung dessen, was aus dem Bild heraustritt - eine räumliche Dimension, die im Bild selbst angelegt ist, aber auf mich als Person selbst konkret einwirkt, mich steuert und bewegt. "Kunst bewegt" ist in diesem Sinne ein Slogan, der weniger mit innerer, emotionaler Identifikation zu tun hat, als mit dem realen "Vor und Zurück" vor dem Bild, in dem Versuch, es in allen seinen Details wahrzunehmen. Distanz und Nähe sind Begriffe, die räumliche Erfahrungen beschreiben - und heute im Wesentlichen genutzt werden als Beschreibungen für Gefühle. Emotion (v. lat.: ex "heraus" und motio "Bewegung, Erregung") bringt diesen Zusammenhang von äußerer und innerer Bewegung zum Ausdruck.

            Aus der Distanz betrachtet, mit einem Abstand von vielleicht drei bis vier Metern, stellt sich das Bild von Djoma dar als eine Komposition aus Gelb und Blau, mit Flecken aus Weiß. Die unterschiedlichen Farbschattierungen der drei Grundtöne ergeben eine‚ irgendwie' geometrische, eckige Grundstruktur, die jedoch nicht symmetrisch angelegt ist. Die Farben werden nicht gemischt, sondern bilden‚ Wege' im Bild, die seinen Raum strukturieren.

            Bei einer Betrachtung des Bildes aus der Nähe, mit einem Abstand von vielleicht zwanzig bis dreißig Zentimetern, werden einzelne Figuren sichtbar. Ein fliegender Esel. Oder ist es eine Kuh? Ein Eselskarren (Ochsenkarren?). Weitere Figuren, aus zarten Linien gebildet. Aber mit Kraft eingeritzt in die dick und mit Schwung aufgetragenen Farbschichten. Diese bilden damit den plastischen Hintergrund, der durch die Konturen der Figuren hindurch scheint. Und ihnen Dynamik und Richtung verleiht. Die abstrakte Komposition löst sich aus der Nähe auf in eine Anzahl von kleinen Szenen, die jede ihre eigene Geschichte erzählen. Damit erhält der einheitliche, zeitlose Raum der Leinwand auch Geschichte in Form von Zeitlichkeit. Die Bilder im Bild bilden, so scheint es mir, unterschiedliche Ereignisse parallel ab - die als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenfließen. Und, wie Benjamin formuliert, "in denen wir sehr wichtige Erfahrungen der Vergangenheit glauben lokalisieren zu können". Das "Glauben" ist es, das hier für die Einfühlung, die innere Identifikation mit dem Bild sorgt. Und bei jedem Betrachter auf unterschiedliche Art in seine persönliche Interpretation mündet.

            Das Sehen, die genaue Beobachtung der Oberflächenstruktur des Bildes, zeigt, dass die Figuren nur Umfang sind. Durch sie hindurch scheinen die Farben der abstrakten Komposition. Ich bin, wie gesagt, keine Kunstwissenschaftlerin. Dennoch glaube ich sagen zu können, dass sich die Kunst im 20. Jahrhundert zwischen diesen beiden Polen entwickelt hat, die Djomas Bilder in sich vereinigen: Abstraktion und Figuration. Die Avantgarde-Bewegungen des frühen 20. Jahrhunderts haben sich provokativ von der abbildenden Funktion der Kunst - dem Primat der Darstellung - abgewandt und ihre eigene, abstrakte Sprache entwickelt, bestehend aus den Elementen von Farbe und Form. Die Namen ihrer VertreterInnen sind heute weltweit bekannt. Sie gehören zum Kanon der westlichen zeitgenössischen Kunst, und die russische Avantgarde - Malevich, Kandinskij, Popova - nimmt eine zentrale Stellung unter ihnen ein.

            Zu den Zeiten, als Djoma und Misha in Leningrad an der Akademie der Künste studierten, war diese heimische und gleichzeitig internationale Tradition der Avantgarde dort offiziell tabuisiert. Der (noch) herrschende sozialistische Realismus in der Kunst akzeptierte allein (s)eine naturalistische Interpretation der Dinge. Den Studierenden waren die Arbeiten der Avantgarde dennoch wohl bekannt. Und ein Anlass zum Aufbegehren gegen den ästhetischen Kanon der Akademie. Insbesondere Misha sowie sein Freund und Studienkollege Oleg Janushevskij begehrten gegen die überkommenen ästhetischen Präferenzen auf. Vielleicht brachte jedoch gerade die erzwungene Erfahrung und kritische Auseinandersetzung mit den konservativen Lehrtraditionen an der Akademie und ihrer Betonung des Handwerklichen die Kombination von Abstraktion und Figuration hervor, die - ungeachtet aller Unterschiedlichkeit der Bilder von Misha und Djoma - ihr künstlerisches Schaffen prägt.

            Es ist ein glücklicher Umstand, dass wir den Bildern von Djoma und Misha so nahe kommen können, wie wir wollen. Ohne die erzwungene Distanz, die Museen ihren kostbaren Klassikern zum Schutz angedeihen lassen müssen. Denn auf der Ebene der Bildoberfläche, seiner Faktur, zeigen sich Unterschiede im Arbeitsstil. Die Bilder von Djoma erhalten ihren Ausdruck nicht zuletzt durch den expressiven Pinselstrich. Die Farben sind dick aufgetragen. Man sieht die Bewegung, ihren Schwung und Verlauf, ihre Unregelmäßigkeiten. Die Figuren sind in diese dicken Farbschichten wie hineingeritzt. Die kleinen erzählenden Bilder im Bild erhalten damit gleichfalls einen plastischen Charakter - eine Raumwirkung im Mini-Format. Die Hand der Künstlerin ist in ihren Bewegungen, ihrem Kraftaufwand, ihrer - materiellen - Emotionalität sichtbar.

            Anders ist dies bei den Bildern von Misha, die ein umgekehrtes Verhältnis der beiden Pole von Abstraktion und Figuration aufweisen. Aus der Distanz sind die Konturen seiner Figuren - oft fantastischen Welten entstammend - klar zu erkennen. Doch je näher man an die Leinwand heran tritt, um so mehr lösen sich die Konturen auf. Vor dem farblich zart nuancierten Hintergrund formen sich die Linien zu ornamentalen Mustern.

            Dies liegt nicht zuletzt an der Technik des Farbauftrags, der nicht mit Schwung erfolgt, sondern getupft wird. Tupfen für Tupfen werden die Farben nebeneinander gesetzt, was ihnen eine unbestimmten, wolkenhaften Charakter verleiht. Die Hand des Künstlers bleibt in ihrer Bewegung unsichtbar. Auch hier ist auffällig, dass die Figuren lediglich konturiert sind und der farbige Hintergrund durch sie hindurch dringt.

            Der Hintergrund - als Raum der Darstellung - weist jedoch eine andere Strukturierung auf als bei Djoma. Er ist, obwohl auch hier keine realen Details abgebildet werden, nicht so sehr abstrakt, als vielmehr zeitlos. Denn es fehlt' ihm die innere Dynamik. Dieser Hintergrund verleiht den Figuren auf Mishas Bildern den Eindruck des Schwebenden, des Überzeitlichen, während die Menschen und Tiere in Djomas Bildern im Bild immer in einer‚ irgendwie' konkreten Handlung begriffen sind.

            Djoma, so sagt sie, arbeitet in Zyklen von einigen Wochen. In dieser Zeit mal sie fast jeden Tag ein Bild, und experimentiert mit Varianten einer bestimmten Form und Farbpalette. Misha hingegen arbeitet an seinen Bildern Wochen, Monate, wenn nicht Jahre. Manches Bild kann über einen langen Zeitraum hin unvollendet stehen - und auf den Moment seiner Fertigstellung warten. Der Prozess eines solchen akribischen und minutiösen Auftrags der Farbe ist sehr zeitaufwendig und er trägt, so vermute ich, durchaus Züge des Meditativen. Und ist damit dem expressiv Dynamischen der Bildproduktion bei Djoma entgegengesetzt. Ein Unterschied, der auf der Ebene der Faktur der Bilder augenscheinlich wird.

             November  2006






          RUSSISK KUNST  Inger de Stricker / Danmark

            To kendinge fra Petersborg, kunstnerægteparret Djamal Djumabaeva og Mikhael Kudinov besøger i øjeblikket Galleri Syd på Falster. De er begge malere og har efterhånden fået sig arbejdet godt ind på det tyske kunstmarked. På vejen hjem fra udstillinger i Tyskland har de taget sig tid til at udstille på Falster hos Hanne Heimburger, der har haft udstillinger med dem nogle gange tidligere. Efter systemskiftet i 1991 er de egentlig ikke russere mere, eftersom Djamal er født i Kirgisien og Mikhael er født i Ukraine, to områder i det tidligere Sovjetunionen, som begge er blevet selvstændige stater. En slags russere er de så alligevel, fordi de begge er blevet uddannet på kunstakademiet i Petersborg, og er blevet boende der efter færdiggørelsen af deres uddannelser.

            Rustikke billeder
            Kirgisien, Djamas hjemland er en meget fattig stat, men rig på folkeeventyr, epos og myter. Denne skat ligger som en inspirationskilde, som man kan bruge løs af som kunstner. Djamas billeder rummer tegninger, der må være inspireret af denne folkelige eventyrverden. Små fine, spinkle tegninger påført lærredet med en tynd farvet streg, måske blå. Samtidig er hendes billeder meget rustikke. Ind i mellem disse abstrakte, grove flader dukker de små fine tegninger op. Hun bruger spartel og farven sættes på i brede strøg, så den står med stor konsistens og styrke. Billederne bliver en blanding af noget fint og eventyrligt og noget abstrakt malerisk, hvor billedet lever uden fortællingen, men i kraft af sig selv. Der er ikke langt til, at hun slipper fortællingen og arbejder med farve og flade. Det sker indimellem i nogle af billederne. Det kan være, at det bliver næste trin i den maleriske udvikling.

            Sødmefuld naivitet
            Også Mikhaels billeder fortæller historier, og det sker på en meget poetisk måde. Her er eventyret og fortællingen end nu vigtigere end hos Djama. Mikhael kan male en tyk mand og kone, der står med hinanden i hånden og ser akavede og skævøjede ud, malet med en tynd streg. De er som regel todimensionelle. Den tredje dimension er ofte ikke med. Man ser lige igennem dem og ind i baggrundsfarven, der er påført først, ofte i de tre primærfarver, gul,rød og blå men bleget lidt, så de smelter sammen på fladen. Mikhael digter historier og maler mennesket med en egen sødmefuld naivitet. Begge digter de billeder frem af fantasien og ligner på den måde hinanden, samtidig med, at de rummer en række forskelligheder.

            "KUNSTAVISEN"  Okt / Nov 2005






          DZAMAL DZUMABAEVA UND MICHAIL KUDINOW  Inge Milkowski / Germany

            Ein namhaftes Künstlerpaar aus St.Petersburg Dzamal Dzumabaeva und Michail Kudinow, hat sich in diesem Jahr zu einer Europareise entschlossen, um dem Publikum im Westen seine aktuellen Arbeiten zu präsentieren. "Zwei unterschiedliche Künstler aus verschiedenen Kulturen", Dzamal Dzumabaeva geboren in Kirgisien, auf Grund ihrer Signatur auch Djoma genannt und Michail Kudinow mit seinen Wurzeln in Ukraine vertreten die gleiche Auffassung von Kunst. Gleichzeitig jedoch suchen sie nach einem eigenen individuellen Ausdruck.
            Es entsteht ein künstlerisches Duell, bei dem die Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede im Werk der beiden Künstlerpersönlichkeiten sichtbar werden.

            Beide Künstler folgen alleine autonomen künstlerischen Gesetzen und erreichen eine unglaubliche Intensität, in der Emotion, Phantasie, innere Vision zu den Grundvoraussetzungen gehören. Gemeinsam ist auch die poetische Bedeutung ihrer Werke, die aus Kombination von Realem und Phantastischem resultiert. Der entscheidende Unterschied liegt jedoch im Ausdruck. Während Dzamal Dzumabaeva mit ihren kontrastreichen Kompositionen und Feinheit der Zeichnung einen milden Lyrismus verbreitet, sorgen die Bilder von Michail Kudinow mit einem ungewöhnlichen Reichtum an Farbigkeit und Zauber für einen festlichen, fast theatralischen Charakter.

            Auf dem ersten Blick wirken die Bilder von Dzamal Dzumabaeva wie professionell und perfekt komponierte Farbgebilde. Doch es wäre falsch sich nur auf die Farbkomposition zu konzentrieren. Ihre Vorliebe für Details erfordert eine andere Art von Blick.
            Poesie, Märchen, Phantasie - das ist die Welt der Künstlerin. Menschen, Tiere und Pflanzen sind die Themen, die sich als offene Formkürzel konkretisieren und oft die gesamte Bildinszenierung definieren.
            Linie und Fläche bilden in Djomas Werk ein komplexes, klar strukturiertes wie spontan wirkendes Spannungsfeld. Die Künstlerin versucht die Trennung zwischen Malerei und Graphik aufzuheben. Ihre Bilder bewegen sich zwischen Abstraktion und Wirklichkeit.
            Bei der Entstehung ihrer Werke denkt die Künstlerin nicht an die konkreten Darstellungen. Sie streicht mit dem Spachtel große farbige Streifen und Flecken auf die Leinwand. Diese unbekümmerte Art der abstrakten Ausführung bildet dann eine Grundlage für Ihre Geschichten, die sie in zarter oft komplexer Linienführung gestaltet. Eine Arbeitsmethode, die sich oft den künstlerischen Gesetzen widersetzt. Man kennt in der Kunstgeschichte berühmte Beispiele dafür, dass man in der Malerei immer mit einem Gegenstand anfangen muss, erst hinterher kann man alle Spuren der Realität tilgen. Pablo Picasso ist ein berühmter Vertreter für diese Vorgehensweise. Djoma arbeitet umgekehrt. Sie geht von dem Abstrakten aus, um zu dem Figürlichen zu gelangen. Damit liefert sie ein festes Beweismaterial, dass beide Wege möglich sind.

            Die Linie hat in diesem Fall eine narrative Funktion. Mit den Linien werden Geschichten erzählt, die im Zusammenhang mit der Farbe eine harmonische Einheit ergeben. Djoma geht in ihrer künstlerischen Entwicklung noch weiter. Die sich zuvor auf der Oberfläche bewegende Linie wird in späteren Arbeiten eingeritzt. Die Linie greift in das Innere des Bildes, durchdringt die aufeinander liegenden Farbschichten und verbindet sich noch stärker mit dem Bildgrund.
            Geschichten erzählen ist für Djoma viel wichtiger als die Erfindung der Formen. Die Formen entstehen eher spontan wie bei Kinderzeichnungen. Antiklassisch, intuitiv und spontan - so kann man die Arbeitsweise der Künstlerin bezeichnen. Mit den kräftigen leuchtenden Farben schafft die Künstlerin, die Aufmerksamkeit des Betrachters zu wecken. Der Blick des Betrachters wird in diese farbige Atmosphäre angelockt, um ihn ins Innere des Bildes weiter zu leiten, dort, wo sich die lyrische Stimmung mit Fröhlichkeit verbindet. In dieser bunten Welt, halb geträumt, halb gedacht befinden sich die Bildgegenstände gleichberechtigt nebeneinander. Es gibt in diesen Werken keine Hierarchie. Die Fische und die Blumen, die zu einem festen Repertoire gehören, sind genauso gleichwertig und gleichbedeutend wie die menschlichen Wesen, eine fast schon paradiesische Vorstellung eines friedlichen Einklangs von Mensch und Natur.

            Seit Beginn der 90-er Jahre wurde Djoma oft mit Michail Kudinow an Gruppenausstellungen beteiligt. Am Anfang in St. Petersburg, wo die beiden Künstler an der Kunstakademie studierten und wo sie auch heute noch leben, dann aber auch in anderen Ländern Europas wie Italien, Spanien, Dänemark und Deutschland.

            Djoma spezialisierte sich während ihres Studiums in Graphik. Als die Tochter eines bekannten Buchillustrators und Graphikers war sie zu Beginn der künstlerischen Kariere in Anlehnung an die Familientradition mit buchillustrativen Werken beschäftigt. Sie ist also eine ausgebildete Zeichnerin, aber ihre heutige Sprache ist eindeutig Farbe.
            Bei Michail Kudinow war es genau umgekehrt. Sein Spezialgebiet war Malerei. Im Laufe seiner künstlerischen Tätigkeit wird die Malerei immer mehr von der Graphik abgelöst. Er bewegt sich als Zeichner souverän und frei, als sei seine Begabung plötzlich erweckt worden. Seine Bilder verzaubern durch ein preziöses Linienspiel und den modernen Exotismus seiner Darstellungen. Ähnlich wie Djoma entführt uns Kudinow in eine Welt voller fremdartigen Zaubers. Der Künstler beschäftigt sich mit menschlichen, tierischen und mythologischen Gestalten, die zusammen mit eingestreuten geschmeidigen Farbtönen zu einer ausgewogenen Synthese verschmelzen. Mit seiner Neigung zum Theatralischen und Rätselhaften verleiht er seinem Werk einen festlichen Charakter. Das Ergebnis ist eine sinnenhafte Exotik, die sich mit der Vorstellung vom irdischen Paradies verbindet. Das unbeschwerte Sein wird zum höchsten Ideal erhoben.

            Im Gegensatz zu der spontanen Arbeitsweise der Künstlerin arbeitet Michail Kudinow mit Skizzen. Das was wir als Endprodukt sehen basiert auf einem sehr komplexen schöpferischen Prozess. In einer seriellen Arbeit entstehen Hunderte von Zeichnungen, bei denen das Motiv ständig variiert. Die durch die ständige Suche erreichte Grundform bildet den Ausgangspunkt für die Entstehung eines einzigen Bildes. Diese sehr aufwändige Vorgehensweise nimmt viel Zeit in Anspruch, so dass manchmal einige Monate vergehen bis das Bild fertig ist. Für einige Motive braucht der Künstler sogar mehrere Jahre.
            Den Namen Kudinow verbindet man mit seinen lyrischen Phantasien. Wie ein Dichter verbreitet er in seinen Bildern poetische Momente, denn die künstlerische Fertigkeit reicht nicht, wie der Künstler selber sagt. Er stellt einen hohen Anspruch an den Künstler, der eine Idee, eine Philosophie haben muss.

            In seiner akademischen Ausbildung orientierte sich Kudinow an der klassischen Schule, später gab es auch einen internationalen Austausch bei künstlerischen Projekten in Russland, Dänemark und Deutschland, aber wichtigste Inspirationsquelle steckt in dem Künstler selbst. Literatur, Photos, Natur aber vor allem eigene Phantasie motivieren ihn zu seinen Höchstleistungen. Von eigener Phantasie getrieben schafft er mit virtuoser Raffinesse Bilder, die Lebensfreude ausdrücken, denn die Lebensfreude ist auch für den Künstler grundsätzliche Voraussetzung des kreativen Schaffens. Mit allen künstlerischen Mitteln kämpft er um das Gute im Bild. Er will den Betrachter verzaubern und von dem grauen Alltag ablenken. Dabei sollte dem Betrachter die Formensprache unverschlüsselt vermittelt werden. Man soll also nicht nach versteckten Inhalten suchen. Es ist eine leichte Lektüre mit einem enormen Reichtum an ästhetischen Empfindungen und Stimmungen und für jeden von uns eine wertvolle Bereicherung.
            Viele von seinen Werken, besonders Papierarbeiten sind momentan noch günstig und langfristig sicherlich ein gutes Investment. In Dänemark hat sich bereits ein Sammlerkreis gebildet, der sein Werk zu komplettieren versucht. Die Seltenheit seiner Werke auf dem deutschen Kunstmarkt kann als ein Bonus gelten und für die deutschen Kunstliebhaber einen guten Einstieg in die Sammlertätigkeit bedeuten.

            2005






          Moderne russiske kunststykker  Marianne Povelsen / Danmark

            Holbæk Kunstforenings nye udstillere fra i morgen er det russiske billedkunstægtepar Djamal Djumabaeva og Mikhail Kudinov. Deres kunst spiller fint op til hinanden, men de efterligner ikke. Begge har de fundet hver deres helt særegne udtryk. Djamal Djumabaeva maler stærkt koloristisk abstrakt, mens Mikhail Kudinov med fine streger koncentrerer sig om detaljen. Kunstner-ægteparret har begge fået en klassisk uddannelse på Kunstakademiet i Skt. Petersborg, og begge lægger de vægt på de klassiske dyder i teknikken, mens de senere har udviklet en meget personlig form og et personligt udtryk. De rejser meget i Europa og deltager i workshops og udstillinger sammen med europæiske kunstnere, og Djamal Djumabaeva er specielt meget glad for Danmark, fordi hun føler sig mere fri i sit kunstneriske virke, når hun maler i Danmark.
            - I Danmark er der ikke den samme distance til kunst som eksempelvis i Rusland. Det ses også ved, at i Danmark er den ekspressionistiske kunst lys og virker ubesværet, mens den for eksempel er mørk i Tyskland, siger Djamal Djumabaeva. Hendes oliemalerier indeholder store kontraster med stærke farver og et ofte naivistisk udtryk, og også i Mikhail Kudinovs billeder går det naivistiske udtryk igen, men i en blidere og tyndere streg. Djamal Djumabaeva har de senere år koncentreret sig om kun at arbejde med tre farver, fortæller hun. Det sker for at fremhæve det grafiske i billedet, der selvom det er abstrakt ofte har små elementer af fisk, frugter eller flasker malet ind. Også Mikhail Kudinov er tiltrukket af de grafiske figurer, som i hans mere lyse og afdæmpede malerier står klart tegnet med fine, tynde streger og fortæller om mytologiske, naive fantasifigurer.
            - For mig er objekterne vigtige.Først tegner jeg en historie, og så maler jeg, siger den mandlige del af ægteparret. Foruden i hjemlandet Rusland har kunstner-ægteparret udstillet mange steder i udlandet blandt andet i Tyskland, på Færøerne, i Spanien, Schweiz og flere gange i Danmark. Det er en livsnødvendighed for dem at rejse for at hente inspiration, fremhæver de begge.
            - Det er meget vigtigt for os. Vi er to forskellige kunstnere fra to forskellige kulturer, men samspillet med andre kunstnere rundt omkring er vigtigt for os, siger Djamal Djumabaeva og Mikhail Kudinov fra henholdsvis Kirgisistan og Ukraine.

            HolbækAmts "VENSTREBLADET"  26. august 2004






          Russisk kunstnerægtepar udstiller i galleriet  Beate L. Samuelsen / Faroere

            Stor maleriudstilling af Djamal Djumabaeva og Mikhail Kudinov fremtræder levende og præget af gensidig kunstnerisk inspiration
            Når galleriet åbner i morgen efteermiddag, bliver det en maleriudstilling som er noget helt for sig selv. Udstillingen som er meget omfattende, er et af utallige tiltag den færøøske kunstnersammenslutning af 2002 tilrettelægger for de kommende 14 dage. Det russiske ægtepar Dajmal Djumabaeva 36 år, og Mikhail Kudinov 41 år, kommer fra Sct. Petersborg og er mestre for den mangfoldige og farverige udstilling, som for en hel del omfatter oliemalerier, der er dog nogle akvareller imellem. At det er kunstnere der har fået indsigt og kunskaber andre steder fra, end de kunstnere hvis værker vi er vant til at se på, bliver er du klar over i samme øjeblik du træder ind i udstillingslokalet.

            Ud over det sædvalige.
            De fleste af værkerne er Djamals, hun kommer fra Kirgisia og du ser med det samme at de rummer mange retninger inden for kunst Det er dog ikke sådan, at du tænker, det her maleri er hendes arbejde, og det andet er Mikhails, som kommer fra Ukraine. Du kan ikke sætte Djamal i en kunstnerisk bås, for hendes malerier rummer så mange ting. Du kan få den tanke at der er noget abstrakt i hendes billeder, men ser du nærmere efter forsvinder det abstrakte og de streglignede figurer i hendes arbejder bliver levende. Figurerne kan være meget forskellige, det kan være dyr, folk, glas, fisk og flasker med forskellige former-taget ud af tankeverdenen. Her vil kunstnerinden uden tvilv eksperimentere med nuancer der række længere end vi er vant til at se.

            Kvindelignende former.
            Især går konturerne igen mange steder i glas og flaskelignende genstande og også fiskene går igen i forskellige sammensætninger. For eks. når du ser havet med lidt krusning og bølger, skibene og stranden, fiskene og folkene. Andre steder møder du sammenbuntede fisk hvor de synes umotiveret, men de ligger bare der, fiskene. Kunstværkerne fra Mikhail Kudinov er store, rummer meget og indeholder meget, du opdager hele tiden noget nyt. Hans malerier er for det meste større end hendes. Figurerne i hans malerier er trukket mere frem sammenlignet med hendes malerier,hvor figurerne er ned dæmpet og fine. Mikhail lader kvindens runde kropsform træde frem midt på lærredet, for så at lade den falde sammen med hestens runde form f. eks., eller han lader den falde sammen med en tilfældig figur,der kan minde om noget mellem en drage og en snegl. Hans kunstværker er smukke at se på, levende og tankevækkende.

            En slags Viinblad.

            Det ser ud som at Djamal Djumabaeva og Mikhail Kudinov har et godt samarbejde, og der spores en gensidig inspiration, som kommer til udtryk i deres kunstværker, samtidig anes suset fra det store rige med kræfter og vidderne, som har inspireret kunstnere østfra i århundreder. I nogle af billederne kan du ane en antydning af det samme som den anerkendte danske kunstner Bjørn Viinblad har taget som særkende i sine værker, ikke bare hans keramiske arbejder med runde dukkelignede former, men også hans arbejde fra tidliger tid. Det russiske kunstnerpar D.D., M.K., har på denne udstilling udnyttet udstillingslokalet fuldt ud ved at sætte billederne sammen som mindre rækker og som presenterer sig smukt. Dette her har været en udstilling som færinger vil tage til sig som noget nyt. Her er hverken bygd eller huse, søer, havet eller fjeldene, men en helt anden kunstnerisk kendt verden, som rummer mange muligheder.

            "DIMMALÆTTING"  3. august 2002






          RUSSERE PÅ FAlSTER  Djamal Djumabaeva og Mihail Kudinov  Inger de Strieker / Danmark

            To russiske kunstnre fra Sct. Petersborg udstiller for øjeblikket på Galleri Syd på Falster. Måske er det politisk ukorrekt at kalde dem russere, for deres rødder er andre steder fra i det nedlagte Sovjetunionen. Djamal Djumabaeva stammer fra Kirgisisen, som ligger langt østpå og grænser op til Kina og Mihael Kudinov stammer fra Ukraine. Altså områder, som efter 1991 har løsrevet sig og ikke længere er en del af det forgangne rige. Egentlig er de en slags internationalister. Helt fra perestrojkaen start i slutningen af 80erne har de haft mulighed for at rejse rundt og præssentere deres kunst i andre lande. De har især udstillet i Tyskland, men har også været adskillige gange tidligere i Danmark både i Galleri Syd og andre steder, første gang i 1991. Alt, hvad de har set og oplevet rundt omkring, sætter sit præg på deres billeder. De er teknisk set meget dygtige og elegante. Og så alligevel er der i bedste forstand et umiskendeligt præg af folkekunst fra hvert sit sted, Kirgisien og Ukraine, over deres billeder. Myter og sagn fornemmes i billedsproget og indholdet. Vi er meget langt fra sovjetisk socialrealisme. Her er ingen storhed og kraft. Ingen forenede arbejdere, der heroisk hjælper fædrelandet. Der er heller ingen socialindigneret nyrealisme. Tværtimod. Der er eventyr, konstruerede fantasiverdener. Nødvendighedens eventyr i en trist og fattig hverdag. Angsten findes ikke i denne verden. Kunstnerne ser med romantiske øjne på omverdenen. Synsvinklen er villet naiv og resultatet poetisk. Det sidstnævnte er især tydeligt hos Mihail Kudinov, som ofte maler mere eller mindre abstrakte fatasivæsener. Djamal er mere ekspressiv i sit farvesyn og maler ofte bare med blåt og hvidt eller med primærfarverne rødt, blåt og gult. Hun kører løs med spartelen og får meget åbne farver frem på den måde. Stofligheden er til at tage og føle på. Inden det tykke farvelag er tørt, ridser hun små cyklende mænd ind i billedet Hvor kommer de fra, og hvor cykler de hen i farvehavet, vides ikke, men det kan man jo lige stå lidt og tænke over. Når hun så har lavet en masse klare billeder i primære farver, maler hun lige en gang fiskesuppe med hvidvin til i jordfarver, næsten monokromt, med en ordentlig bowle i forgrunden og et landskab i baggrunden. Så er man helt leveret. Det er på engang følsomt, vittigt og surrealistisk.


            "KUNSTAVISEN"   9 / 2001 





          Liebe - ein Akt der Balance    Ingeborg Schwenke Runkel  / Germany

            Inejnander verschlungen, so bieten sich die federleichten Figuren von Dzhamal Dzhumabaeva dar-Zeichnungen, die das Hingucken herausfordern, denn es geht um Körper,um Erotik, um nackte Haut. Doch der Balance-Akt der Liebe, den die kirgisische Künstlerin in ihren Federzeichnungen in bewegungsreichen Variationen aufs Papier bringt, erscheint nicht als voyeuristische Aktion. Die Blätter zeigen die symbolische Vereinigung zweier Körper. Oft fesseln Haare, Sinnbild von Jugend und Weiblichkeit, die Liebenden. Fesseln meint den doppelten Wortsinn. Die feingekämmte Pracht schlängelt sich als Tan um Füße und Hände, windet und bindet Arme und Beine zweier Leiber zur Einheit. Die Künstlerin, die in St.Petersburg lebt und arbeitet, jedoch auch schon in Köln ausgestellt hat, schert sich nicht um das, was sich schickt und artig ist, ihr geht es nicht um ausschließlich heterosexuelle Beziehungen. Manche ihrer Köper verzichten auf eindeutige Merkmale. Ob männlich oder weiblich - was tut das schon? Nur die Liebe zweier Menschen zählt, unabhängig vom Geschlecht. Doch Zärtlichkeit und Zuneigung zu erhalten, bedeutet Arbeit und Anstrengung nicht nur körperlicher, sondern auch geistiger Art. So bildet die artistische Biegsamkeit, mit der Körperteile zueinander finden nur das äußere Abbild für die Mühe, in der Herz und Verstand stecken: eine Gefühls-Mühle, die sich im Kreis dreht, egal, mit welchen Gliedmaßen die Doppel-Körper verwachsen sind, die Paare liegen im Gleichgewicht: Symmetrie des Gefühls, Geben und Nehmen ist eins. Die Großmutter der Künstlerin mit den Kirgisen-Augen der "Madame Chauchat" aus Thomas Manns "Zauberberg" war Geschichtenerzählerin. Diese Tradition setzt die Enkelin fort. Sie hat selbst ein Buch mit Erzählungen kirgisischer Märchen-Motive herausgebracht. Die Illustrationen dazu verknüpfen asiatische Ornamentik mit orientalischer Farbenpracht. Die Kunst des Fabulierens spiegelt sich in den Pastellen und Aquarellen. Nicht unmittelbar erschließen sich die mythologischen Hintergründe, die auf den Blättern Tier- und Menschenwesen aufs engste verbinden. Müssen sie auch nicht. Katzen-Augen schauen die Betrachter tiefgründig an. Zu wem gehören die Augen-Paare- zu einem Haus-Tiger oder zu einer Haus-Frau? Schöne Rätsel-Bilder, so rätselhaft und schön wie die Fabelwesen selbst.
            Eva Krings, die Kulturdezernentin der Stadt Solingen, eröffnet die Ausstellung im Wipperkotten am Sonntag.


            "KÖLNER STADT-ANZEIGER"   Nr.207  Samstag / Sonntag  4./5.  September  1999





          MÄRCHEN UND MYTHEN ASIATISCHER HEIMAT   Eine neue Ausstellung im Wipperkotten / Germany

            Kunst aus Ost-Europa steht bereits seit einigen Jahren auch hierzulande verstärkt im Blickpunkt des Interesses. Nun besteht auch in Solingen wieder einmal die Gelegenheit, das Werk einer in St.Petersburg lebenden und arbeitenden Künstlerin kennenzulernen. Kennengelernt hatten Hanskarl und Lieselotte Rodenkirchen die Malerin Dzhamal Dzhumabaeva während einer Gruppenausstellung in Köln, bei der auch Werke der 1966 in Kirgisien geborenen Künstlerin zu sehen waren. Schnell entwuchs der Begeisterung die Einladung für eine Einzelpräsentation in der Galerie im Wipperkotten. Fremdartig erscheinen dem Betrachter die Motive der Künstlerin, deren Erfahrungen als Buchillustratorin besonders in den schönen feinen Federzeichnungen zu spüren sind. In den im Wipperkotten gezeigten stehen thematisch Umarmungen im Mittelpunkt. Diese sind von den Paaren jedoch so akrobatisch und verschmolzen wie auch an den Haaren untereinander verknotet als Körperpyramide fragilen Gleichgewichts ausgeführt, dass sich daraus hochsymbolische Körperensembles ergeben, die auch ornamentalen Charakter aufweisen, ein stilistisches Mittel, welches sich im ganzen Werk der Künstlerin wieder findet. So gibt es in den Bildern Dzhamal Dzhumabaeva viel zu sehen und zu entdecken. Besonders die Märchen und Mythen ihrer asiatischen Heimat, scheinen dabei farbenprächtig hindurch zu schimmern. Vielfältig wie das Werk sind auch die Techniken, in denen die Künstlerin arbeitet. Zwar stehen im Wippcrkotten die Federzeichnungen im Mittelpunkt ("diese Zeichnungen haben uns in Köln animiert", so Hanskarl Rodenkirchen), doch hat Dzhamal Dzhumabaeva diesen eine Reihe Gouachen, Pastell-Aquarelle und auch Ölbilder hinzugesellt, so dass sich insgesamt ein gelungener Überblick über das Werk der russischen Künstlerin ergibt.

             1999